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Drenter Moorleichen

Das Mädchen von Yde ist wieder an ihrem angestammten Ausstellungsort im Drents Museum zu sehen. Wegen der Erweiterung unseres Cafés konnten wir die Moorleiche vorübergehend nicht zeigen. Auf vielfachen Wunsch wird sie nun zeitweilig wieder ausgestellt. Neben dem Mädchen von Yde und ihrer Gesichtsrekonstruktion sind auch einige andere Moorleichen aus der Sammlung des Museums zu sehen.

Zurzeit arbeitet das Drents Museum an einer neuen Präsentation der Sammlung, die ab Mitte 2023 zu sehen ist. Sie umfasst die Bereiche Archäologie, Kunst und Geschichte.

Außergewöhnliche Funde
Die prähistorischen Moorleichen sind die faszinierendsten Ausstellungsobjekte der archäologischen Sammlung des Museums. Es handelt sich dabei um Menschen, die in der Bronzezeit, Eisenzeit und in römischer Zeit im Drenter Moor zurückgelassen wurden. Häufig weisen die Leichen Spuren von Gewalt auf. Das deutet darauf hin, dass die meisten von ihnen sich nicht verirrt haben oder verunglückt sind, sondern getötet und bewusst im Moor zurückgelassen wurden, vermutlich im Zuge eines Opferrituals.

Der Mann von Emmer-Erfscheidenveen
Späte Bronzezeit, ca. 1380–1100 v. Chr.
Im Jahr 1938 bekam ein Junge den Schreck seines Lebens, als er eine Moorleiche, vermutlich einen erwachsenen Mann, entdeckte. Der Junge und sein Vater nahmen die Leiche in einem Pappkarton mit nach Hause. Viele Leute kamen zu Besuch, um sich den „Kerl im Bärenfell“ anzusehen. Der Mann trägt übrigens kein Bärenfell, sondern einen Mantel aus Kalbsfell. Die Unterkleidung besteht aus Wolle. Ferner trägt er eine Mütze aus Schaffell und einen Schuh aus Hirschleder. Der Mann von Emmer-Erfscheidenveen lebte in der Bronzezeit und ist die älteste Moorleiche, die man in den Niederlanden gefunden hat. Auch seine Kleidung gehört zu der ältesten der Niederlande.

In dieser Sonderpräsentation begegnet der Besucher Menschen aus ferner Vergangenheit. Er erhält Einblicke in ihre Glaubenswelt, Gesundheit, Kleidung, Ernährung und äußere Erscheinung.

Der Mann von Aschbroeken
Späte Bronzezeit, ca. 1316–928 v. Chr.
Die meisten Menschen denken bei einer Moorleiche an einen gut erhaltenen menschlichen Körper mit Haut und Haaren. Bei dem Mann von Aschbroeken handelt es sich jedoch um ein Skelett, das 1931 in einer Torfgrube in der Nähe von Weerdinge gefunden wurde. Der Schädel ging schon bald nach der Entdeckung der Leiche verloren. Dennoch wissen wir, dass es der Körper eines erwachsenen Mannes ist, der 35 bis 45 Jahre alt war. Untersuchungen seiner Knochen haben ergeben, dass ein Bruch des rechten Oberarms nicht gut verheilt war, wodurch er etwas nach außen absteht. Auch stellte man fest, dass das Wachstum des Mannes von Aschbroeken ab seinem neunten Lebensjahr öfters stagnierte. Vermutlich waren Krankheiten oder Nahrungsmangel dafür verantwortlich. Wie und warum der Mann ins Moor geriet, ist unklar.

Der Arm aus Erica
Mittlere Eisenzeit, ca. 520-200 v. Chr.
Der lose linke Arm unbekannter Herkunft lag lange Zeit in einer Schublade des Heimatmuseums von Emmen. Mittlerweile vermutet man, dass er zu der Moorleiche gehört, die ein Torfstecher im Mai 1921 im Moor fand. Aus alten Briefen und Zeitungsberichten wissen wir, dass diese – vermutlich männliche – Moorleiche nach ihrer Entdeckung in mehrere Teile zerlegt wurde. Die Füße und ein Arm landeten bei dem Ortspolizisten Grooters. Wahrscheinlich übergab er den Arm dem Heimatmuseum in Emmen; 1986 wurde er ins Drents Museum verbracht. Wo der Rest der Moorleiche verblieben ist, werden wir wohl nie erfahren.

Der Mann von Exloërmond
Mittlere Eisenzeit, ca. 510-180 v. Chr.
Im Mai 1914 fanden zwei Männer eine unbekleidete und relativ vollständige Leiche, die mit dem Gesicht nach unten im Moor lag. Die Leiche wurde an einen Händler verkauft, der sie auf dem Markt in Groningen zur Schau stellen wollte. Zum Glück konnte das Museum die Moorleiche noch rechtzeitig erwerben. Bei ihrer Entdeckung war die Leiche noch in einem recht guten Zustand. Seitdem ist sie allerdings stark ausgetrocknet und wurde beschädigt, sodass eine Bestimmung des Geschlechts schwierig ist. Angesichts der Bartstoppel auf dem Kinn wird es sich aber vermutlich um einen erwachsenen Mann handeln. Untersuchungen der inneren Organe haben ergeben, dass er kurz vor seinem Tod eine Speise gegessen hat, die Gerste, Hirse und Hülsenfrüchte (möglicherweise Erbsen) enthielt.

Mädchen von Yde*
Römische Zeit, ca. 190 v. Chr. – 220 n. Chr.
Die bekannteste Moorleiche im Drents Museum ist das Mädchen von Yde. Es handelt sich dabei um ein junges Mädchen von etwa sechzehn Jahren, das um die Zeitenwende mit einem Wollgürtel erdrosselt wurde. Sie wurde in der Nähe von Yde im Moor abgelegt. Dort lag sie fast zweitausend Jahre, bis zwei Moorarbeiter sie 1897 beim Torstechen fanden. Nachdem sie sich von ihrem Schrecken erholt hatten, bargen sie den größten Teil der Leiche und Reste eines Mantels aus dem Moor. Leider rissen sensationshungrige Anwohner der Moorleiche Zähne und Haare aus. Bei Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Mädchen eine verkrümmte Wirbelsäule (Skoliose) hatte, und dass ihr die Haare kurz vor ihrem Tod zur Hälfte abrasiert worden waren. 1992 rekonstruierte Richard Neave das Gesicht des Mädchens anhand einer CT-Aufnahme des Schädels.

*Neue Sammlungspräsentation

Zurzeit arbeitet das Drents Museum an einer neuen Präsentation der Sammlung. Diese ist ab Mitte 2023 zu sehen und umfasst die Bereiche Archäologie, Kunst und Geschichte. Bis dahin ist der Rest unserer archäologischen Sammlung, darunter der Einbaum von Pesse, nicht zu sehen.